1 / 2

P. Hans-Martin Rieder SJ über den Einsatz von KI in der Schule

Der Leiter des Kollegs Sankt Blasien, Pater Hans-Martin Rieder SJ, sieht entspannt und mit Neugier auf die Entwicklungen von Künstlicher Intelligenz. Gut genutzt, könnten die Techniken auch in der Schule sinnvoll sein, sagt Rieder im Interview.

Füller oder iPad - wie digital muss Bildung heute sein?

P. Rieder: Ich sehe da keine Gegensätze. Die Digitaltechnik bietet neue Chancen, aber nur wenn wir sie gut nutzen. Wir sollten sie nicht als Allheilmittel, sondern als Werkzeug für Bildung, Debatte und Austausch sehen. Genauso wie früher die Schreibmaschine.

Welche Chancen bieten die neuen Ansätze - Stichwort Künstliche Intelligenz?

Ich finde die Entwicklungen hochspannend. Auch wenn wir uns kaum vorstellen können, wo wir in fünf Jahren stehen werden. In der Schule gibt es sinnvolle Einsatzbereiche: Etwa wenn ein KI-gesteuertes Matheübungsprogramm erkennt, ob ich noch Wiederholungsaufgaben brauche oder schon den nächsten Schritt machen kann.

Haben Sie ChatGPT für die Schüler verboten?

Nein, ich finde es wichtig, dass wir das alle ausprobieren. Ich sehe da auch wenig Betrugspotenzial: Unsere Prüfungen sind handschriftlich oder mündlich. An den Universitäten, wo schriftliche Hausarbeiten eine große Rolle spielen, sieht das anders aus.

KI bedeutet also nicht der Untergang von Wissensvermittlung und Bildung in den Schulen?

Nein, das sehe ich überhaupt nicht. Ich glaube vielmehr, dass die Fragen für den Umgang mit KI gar nicht so neu sind. Schon immer musste Bildung auf technische Revolutionen und Veränderungen reagieren. Und überlegen, wie sie sinnvoll genutzt werden können. Am Ende steht meine Überzeugung, dass wir nur wachsen und uns wirklich bilden, wenn wir uns gegenseitig wirklich zuhören. Wenn wir Argumente austauschen und auf die Positionen der anderen reagieren. Daran wird KI nichts ändern.

Was aber, wenn künftig gar nicht mehr so klar ist, was wahr ist - etwa wenn von KI erzeugte Fotos, Videos und Text die Sozialen Medien überfluten?

Es wird sicher schwieriger werden zu erkennen, was wahr ist. Umso wichtiger ist es, junge Menschen anzuleiten, selbst zu denken und abzuwägen. Wer künftig wirklich noch Garant für verlässliche Fakten sein kann, das ist allerdings eine offene und spannende Frage.

Interview: Volker Hasenauer (KNA)

Bild 2: Kolleg St. Blasien / Jim Stritzky

Partner

Spenden

Das Magazin „Jesuiten“ erscheint mit Ausgaben für Deutschland, Österreich und die Schweiz. Bitte wählen Sie Ihre Region aus:

×
- ×