Berufsbegleitend studieren: Sankt Georgen bildet theologisch Interessierte aus

An der Philosophisch-Theologische Hochschule Sankt Georgen startet im Wintersemester 2023/2024 der neue berufsbegleitende Bachelorstudiengang „Kirchliche Praxis in säkularer Gesellschaft“. Im Interview gibt Hochschulrektor Prof. Dr. Thomas Meckel einen Einblick in den neuen Bachelorstudiengang.

Prof. Meckel, für wen haben Sie den Studiengang in Sankt Georgen entwickelt?

Der Studiengang antwortet mit seiner berufsbegleitenden Konzeption auf die kirchliche Situation bzw. die Situation kirchlichen Personals, da sich immer mehr Personen, die schon ein Berufsleben hinter sich haben, für eine Tätigkeit in der Kirche entscheiden. Daher haben wir den Studiengang berufsbegleitend konzipiert. Er antwortet aber auch auf die Situation, dass es immer mehr Nicht-TheologInnen im kirchlichen Dienst gibt, die sich theologisch weiterbilden möchten.

Vor dem Hintergrund, dass TheologInnen und Nicht-TheologInnen heute und in Zukunft verstärkt zusammenarbeiten werden, ist die Zusammenarbeit und Kooperation verschiedener Berufsgruppen bereits in der Konzeption des Studiengangs angelegt. Durch den Studiengang ist es gelungen, dass an der Hochschule Sankt Georgen alle pastoralen Berufe gemeinsam ausgebildet werden: Priester, Pastoralreferentinnen und Pastoralreferenten, Gemeindereferentinnen und Gemeindereferenten.

Welche Qualifikationen erlangen die Absolventen des Studiengangs?

Mit dem Studiengang ist dreierlei verbunden: Erstens qualifiziert der Bachelorstudiengang „Kirchliche Praxis in säkularer Gesellschaft“ für den pastoralen Beruf der Gemeindereferentinnen und Gemeindereferenten. Zweitens ermöglicht er einen Bachelorabschluss für Nicht-Theologinnen und Nicht-Theologen. Drittens lassen sich einzelne Dimensionen des Studiengangs in Form von Zertifikatsstudien belegen.

In welchen Dimensionen kann man den Studiengang denn studieren? Und wie kam es zur Erarbeitung der einzelnen Dimensionen?

In den Gesprächen mit den Trägerdiözesen von Sankt Georgen trat zum einen die Frage auf: Was braucht das kirchliche Personal der Zukunft? Wir haben zum anderen geschaut, welche theologischen Kompetenzen werden in der Zukunft benötigt und welche Elemente der Profilierung der Hochschule Sankt Georgen können den Studiengang mitprägen.

So gibt es eine Einführung in den christlichen Glauben in Kooperation mit dem Berufungscampus und eine Einführung in die Theologie unter den verschiedenen Dimensionen des Glaubens: „Erinnern“, „Denken“, „Handeln“ und „Feiern“. Diese Einführungsphase dauert zwei Semester und kann auch als theologisches Orientierungsjahr im Sinne eines „Theologicums“ studiert werden. Die anderen Dimensionen der Vertiefungsphase sind in zwei bzw. drei Semestern studierbar und können auch als einzelnes Zertifikat studiert werden, sodass auch theologisch Interessierte, beispielsweise Ehrenamtliche, einzelne Dimensionen wie das theologische Orientierungsjahr studieren können.

Was zeichnet die weiteren Dimensionen des Studienganges aus?

Zu den Profilelementen der Hochschule gehört die Kenntnis des interreligiösen Dialogs und eine entsprechende Sprachfähigkeit. So stellt der interkulturelle und der interreligiöse Dialog eine Dimension des Studiengangs dar. An der Hochschule gibt es den Stiftungslehrstuhl „Katholische Theologie im Angesicht des Islam“, dessen Ziel darin liegt, einen über die Hochschule hinaus wirksamen Lehr- und Forschungszusammenhang aufzubauen, der Ansätze katholischer Theologie im Angesicht des Islam fortentwickelt. Auf dem Campus befinden sich zudem das Institut für Weltkirche und Mission sowie CIBEDO, die Fachstelle der Deutschen Bischofskonferenz mit der Aufgabe, den interreligiösen Dialog zwischen Christentum und Islam zu fördern, mit denen wir in dieser Dimension der Vertiefungsphase kooperieren.

Die Kirche ist auch in der säkularen Gesellschaft eine Akteurin im sozial-caritativen Bereich und erhebt ihre Stimme zu Fragen der Gerechtigkeit. Für die Sprachfähigkeit in der säkularen Gesellschaft ist es zudem von großer Bedeutung, wie adressatenorientierte religiöse Kommunikation gelingen kann. Deswegen kann im Studiengang auch ein Zertifikat in der Sozialen bzw. Gesellschaftlichen Dimension erworben werden.

In der aktuellen kirchlichen Situation stellt sich zudem die Frage der gegenwärtigen und zukünftigen Kirchenentwicklung. Deswegen widmet sich der Studiengang in einer eigenen Dimension der Frage der Kirche in der säkularen Gesellschaft, der Frage von neuen kirchlichen Orten für das Wirken der Kirche sowie zukunftsträchtiger Konzepte der Kirchenentwicklung.

Warum würden Sie Interessenten den Studiengang „Kirchliche Praxis in säkularer Gesellschaft“ empfehlen?

Zum einen aufgrund der verschiedenen Dimensionen des Studiengangs, weil in diesen aktuelle kirchliche und gesellschaftliche Fragen behandelt werden. Zum anderen, weil Sankt Georgen als kirchliche Ordenshochschule nicht nur in der Theorie des Leitbildes der Hochschule die Verknüpfung von Spiritualität und Wissenschaft verwirklicht, sondern auch in der Praxis und im Alltagsleben. Die Hochschule Sankt Georgen ist als Jesuitenhochschule auf dem Campus eng verknüpft mit dem Berufungscampus, dem Priesterseminar, dem Mentorat für geistliche Berufe sowie der Kommunität der Jesuiten. So enthält der neue Studiengang auch Module, die die Existenzielle und Spirituelle Dimension ausmachen, in denen wir verschiedenen Fragen nachgehen, wie beispielsweise: Welche Formen zeitgenössischer Spiritualität gibt es? Was meint Berufung? Was ist meine Aufgabe als Christ in der säkularen Gesellschaft?

In der Konzeption haben wir zudem darauf geachtet, dass an Themen interdisziplinär gearbeitet wird. So sind die Module in der Regel interdisziplinär verschränkt, ohne nur die Perspektive eines einzelnen theologischen Fachs einzunehmen. Im Studiengang ist auch ein eigenes Modul zu Praxis und Praxisreflexion vorgesehen, in denen Erfahrungen in Bildungseinrichtungen und an pastoralen Orten gesammelt und reflektiert werden. Uns war es besonders wichtig, Praxis und Theorie schon in der Studienphase miteinander zu verbinden.

Wie kann man sich die berufsbegleitende Konzeption des Studiengangs konkret vorstellen?

Zum Anfang und zum Ende jedes Semesters wird es Präsenzphasen geben und ansonsten ist die Lehre digital organisiert. Diese Präsenzphasen ermöglichen die Begegnung zwischen den Studierenden der verschiedenen pastoralen Berufe. Dem trägt der Studiengang auch in seinen Prüfungsformen insbesondere durch lehrveranstaltungsbegleitende Formate Rechnung. Berufsbegleitend ist der Studiengang auf acht Semester angelegt, wer es schneller abschließen will, hat dazu die Möglichkeit.

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