• Das Massaker fand in der Nacht auf den 16. November 1989 auf dem Universitäts-Campus in San Salvador statt.
  • Zwei Frauen und sechs Jesuiten wurden 1989 in El Salvador ermordet.
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Über 130 Jahre Haft für Jesuitenmorde in El Salvador

Mehr als 30 Jahre nach einem Massaker in El Salvador an sechs Jesuiten und zwei Frauen ist einer der Täter verurteilt worden. Ein Gericht in Madrid befand einen früheren General für verantwortlich.

Die Richter des Staatsgerichtshofes in Madrid verhängten das hohe Strafmaß gegen Ex-General und Vize-Verteidigungsminister von El Salvador, Inocente Montano, wie der asiatische Pressedienst Ucanews am Samstag berichtete. Laut der spanischen Staatsanwaltschaft soll er 1989 einer der "geistigen Urheber" des Massakers auf dem Gelände der Zentralamerikanischen Universität UCA in San Salvador gewesen sein.

Montano, der bei seinem Prozess in Madrid im Rollstuhl erschien, wurde zu 133 Jahren, vier Monaten und fünf Tagen Gefängnis verurteilt - 26 Jahre, acht Monate und ein Tag für jeden Mord. Der Angeklagte bekannte sich beim Prozess nicht schuldig. Laut dem Urteil vom 11. September hat der 77-jährige Montano die Morde an den Jesuitenpriestern auf dem Universitäts-Campus geplant und angeordnet. Das spanische Gericht konnte in seinem Urteil nur über die Fälle der fünf ermordeten spanischen Jesuiten entscheiden.

Der Mord an den insgesamt sechs Jesuiten sorgte weltweit für Entsetzen. Am 16. November 1989 stürmte eine Todesschwadron der Streitkräfte im Morgengrauen das UCA-Gelände. Hier unterrichteten auch die ermordeten Jesuiten, unter ihnen fünf Spanier und ein Salvadorianer, unter denen sich Soziologen, Theologen und Philosophieprofessoren befanden. Auch die Haushälterin und deren damals 15 Jahre alte Tochter wurden getötet, um keine Zeugen zurückzulassen.

Die Geistlichen, vor allem Wortführer und Universitäts-Rektor Pater Ignacio Ellacuria, hatten zuvor die Menschenrechtsverletzungen des Militärregimes kritisiert. So rückten sie schließlich ins Fadenkreuz der Junta. Bisher wurde nur ein einziger Soldat für die Bluttat zur Verantwortung gezogen.

Laut einem Hauptzeugen - Ex-Leutnant Rene Mendoza - sollen die Militärs bei einem Treffen am 15. November 1989 die Ermordung von fünf spanischen Jesuiten und Befreiungstheologen geplant und angeordnet haben. Montano soll die Jesuiten als "Verräter" betrachtet haben, so die Zeugen des Prozesses, der im Juni und Juli an insgesamt neun Tagen stattfand.

In dem Bürgerkrieg zwischen 1980 und 1992 starben schätzungsweise 75.000 Menschen, darunter viele Oppositionelle, die sich der herrschenden Militärjunta entgegengestellt hatten. Den Beginn des Krieges markierte die Ermordung von Oscar Romero am 24. März 1980. Der Erzbischof von San Salvador wurde 2018 heiliggesprochen. Der Bürgerkrieg endete offiziell mit einem Friedensabkommen im Jahr 1992. 28 Jahre nach dem Ende des Bürgerkriegs fordert die katholische Kirche El Salvadors Anfang noch immer ein stärkeres Engagement für die Opfer.

El Salvador hatte sich - trotz der Aufhebung des Amnestiegesetzes - lange geweigert, die beschuldigten Militärs an Spanien auszuliefern. Doch Spanien stellte einen internationalen Haftbefehl gegen Ex-General Montano, als dieser sich gerade in den USA befand. Nach Jahren juristischer Streitigkeiten wurde er 2017 schließlich nach Spanien überstellt, wo er seitdem in Untersuchungshaft saß. 16 weitere Anträge zur Auslieferung noch lebender Angeklagter wiesen die Behörden in El Salvador zurück.

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