• P. Lutz Müller SJ - © SJ-Bild/Achim Pohl
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Religionen bündeln Kräfte gegen den Hass

Essen – Knapp 70 Vertreter*innen von Religionsräten aus 32 Städten haben ihren Bundeskongress wegen der Corona-Pandemie digital abgehalten. Einer der Moderatoren war Pater Lutz Müller SJ vom veranstaltenden Initiativkreis Religionen in Essen (IRE). „Inzwischen hat sich der Bundeskongress etabliert“, so der Jesuit. „Es sind nicht nur Räte der Religionen beteiligt, sondern vergleichbare Einrichtungen wie unser Initiativkreis, Runde Tische und Foren der Religionen.“

Die Räte der Religionen (bzw. Runde Tische oder Foren) fördern den Dialog der christlichen, muslimischen, jüdischen, buddhistischen und hinduistischen Gemeinden oder kleineren Religionsgemeinschaften mit der Kommune und der Gesellschaft, organisieren Veranstaltungen der interreligiösen Bildung und Begegnung, vermitteln bei Konflikten, nehmen Stellung zu gesellschaftspolitischen Themen und anderes mehr.

Im Mittelpunkt stand der Vortrag „Woher kommt der Hass?” des Politikwissenschaftlers und Psychologen Prof. Dr. Thomas Kliche, Universität Magdeburg, der dazu ermutigte, die Arbeit in den kommunalen interreligiösen Gremien geduldig und entschlossen fortzusetzen. „Demokratie und Verständigung leben von der Zivilgesellschaft. Und die muss man weitsichtig pflegen wie einen Garten: düngen, gießen, mit Artenvielfalt bereichern, geduldig lieben.“ Dafür brauche man „Kümmerer“.

„Hass entsteht durch Kontrollverlust und die Angst vor dem Fremden“, kommentierte der evangelische Pfarrer Willi Overbeck aus Essen. „Was dagegen hilft? Brücken zu bauen! Bei Gesprächen, gemeinsamen Projekten, Festen, Erlebnissen und Visionen.“ „Dann hört die Sprachlosigkeit auf, und das hat eine stabilisierende Wirkung auf die Gesellschaft“, ergänzte Muhammet Balaban, muslimisches Mitglied im IRE. „Solche Brücken müssen eine gute Basis haben, deshalb arbeiten wir ‚bottom up‘. Räte der Religionen führen den Dialog in ihrer Kommune, wo die Menschen jeden Tag miteinander leben und arbeiten, und dies teilweise schon seit 20 Jahren“, unterstrich die Geschäftsführerin des Frankfurter Rates der Religionen, Sarah Wohl.

Einige Räte der Religionen wollen künftig städteübergreifende Arbeitsgemeinschaften gründen – zum Beispiel, um die Zusammenarbeit mit Schulen zu stärken. „Religion und Verschiedenheit spielt auf jedem Schulhof eine Rolle“, betonte Hamideh Mohagheghi, eine der Sprecherinnen des Rates der Religionen Hannover. „Daher hören die Jugendlichen mit außergewöhnlich großem Interesse zu, wenn wir in Schulen gehen.“

Der letzte Bundeskongress hatte eine gemeinsame Erklärung verabschiedet, die das Verhältnis der Räte der Religionen zur Gesellschaft grundsätzlich bestimmt und ein deutliches Bekenntnis zu den Werten des Grundgesetzes formuliert. „Wir nehmen ein steigendes Interesse der Bundespolitik am Bundeskongress der Räte der Religionen wahr“, sagte Wolfgang Reinbold, der Vorsitzende des Hauses der Religionen in Hannover. Deswegen sollen Sprecher*innen künftig den Bundeskongress nach außen vertreten. Der nächste Bundeskongress der Räte der Religionen soll am 12. und 13. September 2021 in Essen stattfinden.

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