Marte: Nein zum assistierten Suizid

St. Radegund - Pater Christian Marte SJ warnt mit Blick auf den assistierten Suizid vor wiederaufkeimenden Sozialdarwinismus. Er predigte am 9. August in St. Radegund in Österreich zum 78. Todestag des Seligen Franz Jägerstätter. 1943 wurde Franz Jägerstätter in Brandenburg enthauptet. Marte erinnerte in seiner Predigt an das Euthanasie-Programm der Nazis, bei dem behinderte Menschen, Kranke, Alte und Gefangene als nicht lebenswert eingestuft und beseitigt wurden. „Wer nichts leisten kann, der Gesellschaft nichts bringt und ihr zu Last fällt, dessen Leben ist wertlos. Es war die Zeit des Sozialdarwinismus: nur die Starken sollten überleben. Es waren die Publikationen von Medizinern, Psychiatern, Philosophen und Juristen, die die Mentalität der Menschen damals geprägt hatten,“ erinnert Marte mit Blick auf die aktuelle Debatte in Österreich.

Gibt es auch heute Entwicklungen, wo wir sagen sollen: Nein, da machen wir nicht mit?

Seit vielen Jahren gibt es in Europa Bewegungen, die sich auf politischer Ebene dafür einsetzen, dass Menschen ihren Todeszeitpunkt selbst bestimmen können. „Ich will selbst entscheiden, wann und wie ich sterbe.“ - das ist der Leitsatz der Befürworter für den assistierten Suizid. „Dass davon andere Menschen auch betroffen sind, wird entweder nicht bedacht oder systematisch verschwiegen. Argumentiert wird immer mit Mitleid und Humanität, mit Autonomie, Menschenwürde und mit tragischen Einzelfällen,“ kritisiert Marte.

Am 11. Dezember 2020 hat der österreichische Verfassungsgerichtshof (VfGH) eine Entscheidung gefällt, die neuerlich einen Kulturbruch darstellt. Bisher galt in Österreich die Suizidprävention: Suizide sollten verhindert werden. Jetzt gilt die Suizidassistenz, das Recht auf Unterstützung beim Suizid. „Ich hatte gehofft, dass die dunkle Geschichte des Nationalsozialismus in Österreich uns vor so einem Urteil bewahren würde. Aber nun ist es da, und es gilt. Der logisch nächste Schritt ist die Erlaubnis zur ‚Tötung auf Verlangen‘, die von einer Parlamentspartei auch schon verlangt wird.“ fürchtet Pater Marte SJ, der das Urteil des VfGH für ein echtes Fehlurteil hält und dessen Mitgliedern er schwere Vorwürfe macht.

Was heißt das nun für uns als Christinnen und Christen?

Marte berichtet von Gesprächen, bei denen vor allem Gesunde den assistierten Suizid auf den ersten Blick für akzeptabel erachten. „Sobald man aber über konkrete Details spricht, fangen sie an zu überlegen. Erst dann wird ihnen bewusst, was das bedeutet jemanden bei der Selbst-Tötung zu unterstützen.“ Marte schlägt ein explizit christliches Gegen-Programm vor, das sich aus drei Punkten zusammensetzt.

Zuerst: Empathie und Mitgefühl für Menschen, die sich mit Suizid-Gedanken beschäftigen. Hier meint Marte nicht nur die emotionale und empathische Sicht, sondern vor allem auch die fachliche Hilfe. Dazu gehörten auch alle medizinischen Möglichkeiten der Schmerzlinderung, gerade in den stationären und mobilen Hospizen und Palliativstationen. Zweitens brauche es bei Christen Klarheit über das fünfte Gebot: „Die Hilfe bei der Tötung von Menschen ist aber für Christen nicht erlaubt, beim fünften Gebot gibt es wenig Spielraum.“

Als dritten und letzten Punkt führt Marte den Schutz der Schwachen auf. Damit sind nicht nur Kranke, sondern auch ältere Menschen, finanziell Arme, Behinderte oder auch Gefangene gemeint. Das Sei heute nicht populär, beobachtet Marte. „Wichtig ist, dass man reich, schön und gesund ist. Der Sozialdarwinismus ist wieder da! Er kommt im Gewand der Selbstbestimmung daher. Dagegen protestieren wir.“

Christian Marte SJ setzt sich schon seit Jahren dafür ein, dass der assistierte Suizid nicht legitimiert wird. Wenn nun die Regierung einen Gesetzesvorschlag für das Parlament erarbeite, dann sei es wichtig, dass die besonders gefährdeten Menschen geschützt werden, fordert er.

Partner

Spenden

Das Magazin „Jesuiten“ erscheint mit Ausgaben für Deutschland, Österreich und die Schweiz. Bitte wählen Sie Ihre Region aus:

×
- ×