• Zu sehen sind auch diese wunderbar verspielten Putten (Federzeichnung von Hans Friedrich Schorer).

Kölner Museum zeigt Jesuiten-Sammlung

Köln - Unter dem Titel "Wir Glauben Kunst" zeigt das Kölner Wallraf-Richartz-Museum in diesem Sommer in einer Sonderschau erstmals 90 besonders eindrucksvolle Zeichnungen aus seiner Jesuiten-Sammlung, die das Museum seit den 1880er Jahren als Dauerleihgabe verwahrt. Das rund 500 Werke umfassende Konvolut bildet gemeinsam mit der Zeichnungssammlung von Ferdinand Franz Wallraf bis heute den Grundstock für die mehr als 65.000 Blatt große Graphische Sammlung. Die Ausstellung ergründet den besonderen Charakter der Jesuiten-Sammlung: Handelt es sich um eine reine Lehrsammlung? Nach welchen Kriterien sammelte der Orden? Spielten Fragen der Qualität und Kennerschaft die entscheidende Rolle, oder waren eher inhaltliche Gesichtspunkte ausschlaggebend? Und schließlich: Wo kauften die Jesuiten ihre Zeichnungsbestände? Darüber hinaus wird auch der Bildbegriff der Jesuiten thematisiert, da der Orden eine ganz eigene Bildtheologie entwickelt hatte.

Als Papst Clemens XIV am 21. Juli 1773 den Jesuiten-Orden aufhob, wurden auch die Alte Kölner Universität und die sogenannte Artistenfakultäten aufeglöst, zu denen das seit 1556 von Mitgliedern des Jesuitenordens geleitete Gymnasium Tricoronatum mit seiner bedeutenden Lehrsammlung gehörte. Im Zuge der französischen Besatzung wurden sämtliche Kunstgegenstände konfisziert und nach Paris geschafft. In den 1880er Jahren gelang es dem Kölner Gymnasial- und Stiftungsfonds, dem damaligen rechtlichen Nachfolger des Ordens, das heute im Wallraf beheimatete Konvolut zurück an den Rhein zu holen, um es als Dauerleihgabe an das Museum zu geben. Im Unterschied zu den in Paris verbliebenen Zeichnungen steht den Kölner Zeichnungen ihre historische Abkunft gleichsam ins Gesicht geschrieben. Am oberen rechten Bildrand weisen alle Zeichnungen den Vermerk Col. (Cologne) in schwarzer Druckerfarbe aus. Dieser Vermerk wurde ihnen nach ihrer Ankunft in Paris auf die sichtbare, dem Betrachter zugewandte Seite aufgedruckt, ein Siegel, das die Zeichnungen ein für alle Male auf ihrem physischen Träger, dem Papier, tragen sollten. Aber nur aufgrund dieses Siegels gelangten alle gestempelten Zeichnungen nach dem Zusammenbruch der französischen Republik wieder nach Köln zurück.

Am Donnerstag, 6. Juni, spricht P. Stephan Kessler SJ um 19 Uhr im Wallraf-Richartz-Museum zum Thema: "Die Freien Künste und die Jesuiten. Freiheit und Gebundenheit eines Ordens im Umgang mit der Kunst".

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