• Ignatius weist hin auf die Konstitutionen der Gesellschaft Jesu mit der Aufschrift: "Ad maiorem dei gloriam" (Skulptur in der Basilika von Loyola). © SJ-Bild: Christian Ender

Ignatius von Loyola: Gründer des Ordens

In allem lieben und dienen

Vom Höfling zum Ordensgründer: "Warum nicht?!"

Vermutlich 1491 - gerade ein Jahr vor der Entdeckung Amerikas durch Kolumbus - wurde Ignatius von Loyola als 13. Kind einer baskischen Adelsfamilie geboren. Die forsche Formulierung "Warum nicht?!" auf einem Marienbild in der Schlosskapelle, vor dem Ignatius oft betete, sagt etwas von der Dynamik seines Lebens.

In seiner Jugend ist es ihm zunächst hauptsächlich um Ehre, Ansehen und Karriere gegangen. Diesem Ziel diente seine Ausbildung als Page in Arévalo (1506-1516), dann am Hof des Vizekönigs von Navarra (1517-1521). Eine Knieverletzung bei der Verteidigung der Feste Pamplona (1521) sowie der langwierige Heilungsprozess bedeuten den "Karriereknick". Eine inneres Bekehrungsgeschehen kommt in Gang. Er pilgert auf den Montserrat, erlebt - oft in einer Höhle hausend - seine "Urkirche" im Städtchen Manresa; er pilgert nach Jerusalem (1523), wird dort ausgewiesen und erkennt, dass er den Menschen wohl besser helfen kann, wenn er Priester wird. Er studiert in Barcelona, Alcalá, Salamanca (1524-1527).

Von 1528-1536 studiert er in Paris. Dort sammeln sich Gefährten um ihn, aus deren Kreis sich die Ordensgemeinschaft der Jesuiten bildet: 1534 legen sie erste Gelübde auf dem Montmartre in Paris ab. 1540 wird die Gemeinschaft als Orden durch Papst Paul II. bestätigt. Er breitet sich im Eiltempo über die ganze damals bekannte und immer größer werdende Welt aus und wächst auf 1.000 Mitglieder an bis zum Todestag von Ignatius am 31. Juli 1556.

Der Weg des Pilgers - Leben in "liebevoller Ehrfurcht"

Die säkularen, lexikalischen Auskünfte über die Biographie von Ignatius können auch in einer spirituelleren Sprache geschrieben werden, wie er es selber in seinem "Bericht des Pilgers" tut. Aus dieser Perspektive heraus lässt sich sagen:

Es gibt eine erste Phase, die gekennzeichnet ist von der Umschaltung aus einer tradionell-spanisch-baskischen Glaubenspraxis auf eine personale-existentielle Ebene. Dabei wird Ignatius durch innere Kämpfe hindurch, die ihn bis an den Rand des Selbstmords treiben, für innere Bewegungen, Motivationen sensibel. Durch seine eigenen geistlichen Erfahrungen und die Gespräche mit vielen Rat suchenden Menschen öffnet sich seine Lebensdynamik für die Nachfolge Jesu und die Hilfe für die Mitmenschen. Vor allem die Exerzitien und das Exerzitienbuch sind ein bleibendes Zeugnis für die Eigenart seiner "animatorischen", d.h. beseelenden, belebenden Pastoral. Freilich war dies so ungewöhnlich, dass Ignatius insgesamt neunmal vor einem kirchlichen Gericht stand, um sich und seinen Weg zu rechtfertigen. Dass die Kirche dann 1548 das Exerzitienbuch "bestätigte", war ein wichtiger und spiritualitätsgeschichtlich bedeutsamer Vorgang: Dieser außergewöhnliche Weg - eine spirituelle Methode - fand offiziellen Eingang in die Kirche und wurde zunächst vor allem von Jesuiten weltweit und durch die Jahrhunderte hindurch verbreitet.

In seinem Tagebuch gibt Ignatius Einblick in sein Innerstes. Mit 53 Jahren (!), so schreibt er, habe sich klar sein innerer Weg gezeigt. Es sei der Weg der "liebevollen Ehrfurcht", der "ehrfürchtigen Liebe". Dies ist die Grundbeziehung, die Ignatius zu Gott, zum Kosmos, zur Welt, zu allen Menschen hat. Dies ist der zentrale Bezugspunkt jeder spirituellen Biographie, soweit sie ein Selbstzeugnis für tragend einschätzt. Von dieser Mitte her, die er oft auch devoción, d.h. liebevolle Hingabe nennt, sind all die Polaritäten seines Lebens "ausbalancierte Widersprüche", Leben spendende Polaritäten: Gehorsam und Freiheit, Kontemplation und Aktion, Nähe und Distanz, Individualität und Universalität sind solche von ihm solche Spannungen, die er lebte - nicht immer nur wohlausgewogen, aber doch so, dass ausgerechnet einer, der als "besessen" galt, über ihn sagen konnte: "Ach, der kleine Spanier, der hinkt und so fröhliche Augen hat."

Spiritualität - Die "diskrete Liebe" des Ignatius

"Spiritualität" ist fast zu einem Modewort geworden, das die Begriffe "Frömmigkeit", "Glaubensleben" ersetzt bzw. auch für säkulare Menschen eine Aussagekraft hat. Spiritualität ist "Lebensziel als Lebensstil", "Lebensmitte und Lebensmittel", "Gläubiger Umgang mit der Realität" bzw. die Antwort auf die Fragen: Woraus lebe ich? Woraufhin lebe ich? Wie lebe ich? Was hilft mir leben? - Ignatius ist bis heute ein "Meister der Spiritualität". Man kann für seine geistliche Dynamik einfach einige alte, ursprüngliche und programmatische Formulierungen nennen: "Gott in allem suchen und finden", "Alles zur größeren Ehre Gottes", "mehr", "Den Menschen helfen". Auch der Name "Jesuiten" ist in sich schon ein geistliches Programm: Christsein auf dem Jesus-Weg und auf die Weise Jesu.

Ein anderer Ausgangspunkt ist Ignatius' Definition des Liebens - ein Geschehen, das zur Mitte des Evangeliums Jesu Christi gehört: "Die Liebe besteht im Mitteilen/Kommunizieren von beiden Seiten.", also im ständigen Wechselspiel von Empfangen und Geben. Dieses große Wort vom Lieben ist bei Ignatius mit verschiedenen Kennzeichnungen verbunden - erst ihr Zusammenspiel ergibt die spezifische Färbung seiner Spiritualität:

  • Die "ehrfürchtige Liebe", die Ignatius selber als "seinen Weg" benennt, ist der Kern. Sie kennzeichnet den Menschen, der staunen kann, der jeden und alles achtet und respektiert.
  • Die vielen Zeugnisse für die "kommunizierende Liebe", die sich wechselseitig mitteilt, aus Partizipation lebt, zeigen Ignatius als "Meister der Kommunikation".
  • Die "übende Liebe" dokumentiert sich vor allem in den Exerzitien, den "Geistlichen Übungen" des Ignatius. Liebe ist eine "Kunst", die der Erfahrung, der Übung, der ständigen Lebensgestaltung bedarf.
  • Die "unterscheidende Liebe", auch "diskrete Liebe" bzw. "kluge Liebe genannt", macht deutlich, dass Leben im Unterscheiden und Entscheiden besteht. Die launige Ausbuchstabierung der Societas Jesu (SJ) als "System-Jenachdem" trifft die Sache: Liebe handelt nicht nach bloßen Prinzipien, sondern je nach Mensch, Situation usw.
  • Die "wachsende Liebe", bei Ignatius durch das Wörtchen "mehr" und viele komparativische Formulierungen ausgedrückt, macht deutlich, dass die Liebe nie "genug hat", nicht auf der Stelle tritt, sondern wachsen will.
  • Die zentrale Bitte von Ignatius, "in allem lieben und dienen" zu wollen, kennzeichnet die alles durchdringende "Dienstmentalität". Mensch ist, wer im Miteinander ein "Mensch-für" ist. "Welthafte Frömmigkeit", "Glaube, der die Erde liebt", "Mystik des Alltags" sind Kurzformulierungen des Jesuitentheologen Karl Rahners, die Wesentliches von ignatianischer Spiritualität ausdrücken und sie auch für heute anziehend machen.

Werk und Wirkung von Ignatius - "Unsere Weise des Vorangehens"

Wirken, Wirkung und Nachwirken von Ignatius realisiert und dokumentiert sich in vielen und verschiedenen Werken: Schulen, Universitäten, soziale Projekte, Pfarreiarbeit, Medienbereich, Bildungshäuser und Exerzitienarbeit usw. - Entscheidend aber ist ein Stil, eine bestimmte "Weise des Vorangehens", eine Methode: Sie wird gelebt und weitergegeben durch die von Ignatius gegründete Ordensgemeinschaft der Jesuiten, die aus seinem Geist lebt und zur Zeit weltweit 16.376 Mitglieder (Stichtag: 01.01.2016) umfasst. Eine ganze Reihe anderer Gemeinschaften lebt auf eigene Weise aus seinem Geist.

Die 34. Generalkongregation der Jesuiten im Jahr 1995 hat versucht, die ignatianische Spiritualität und "Weise des Vorangehens" für heute im Zusammenspielt von vier Worten bzw. Grundvollzügen auszudrücken: "Zeugnis für den Glauben, Einsatz für Gerechtigkeit, Einlassen auf Kulturen, Dialog als Methode von Begegnung und Vermittlung."

Bild 1: SJ-Bild

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