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Heilwerden im Lichte der Liebe Gottes

Mit einem Freundefest feiert das Exerzitienhaus HohenEichen morgen, am Samstag, 9. Juli, sein 100-jähriges Bestehen nach, das im vorigen Jahr wegen Corona verschoben worden war. Mit der Exerzitienarbeit wurde am Elbhang im Südosten von Dresden Ostern 1922 begonnen. Heute ist in den Dresdner Neueste Nachrichten folgender Beitrag von P. Albert Holzknecht SJ, der das Exerzitienhaus leitet, erschienen.

Im Jahre 1921 unternahm Prinzessin Maria Immaculata von Sachsen, Schwägerin des letzten sächsischen Königs, Friedrich August III., eine Reise in ihre sächsische Heimat. Schon seit Jahre hatte sie sich mit dem Gedanken getragen, für ihre Heimat etwas Gutes zu tun. Eine günstige Gelegenheit dazu ergab sich für sie, als ihr unweit von Schloss Pillnitz am Elbhang ein geräumiges dreistöckiges Haus zum Kauf angeboten wurde. Aus dem Verkauf von Privatschmuck erwarb sie das Haus und schenkte es den Jesuiten. Prinzessin Maria Immaculata formulierte ihr Anliegen folgendermaßen: „Mein Wunsch war, meiner lieben sächsischen Heimat einen Dienst zu erweisen, aber vor allem zur größeren Ehre Gottes zu arbeiten und das Heil vieler Seelen durch eine Niederlassung der Jesuiten zu bewirken.“

So jährte sich also voriges Jahr zum 100. Mal das Datum der Schenkung des Hauses HohenEichen. Wir hätten das gerne in gebührender Weise gefeiert. Aber wie so vielen anderen Veranstaltern machte auch uns Corona einen Strich durch die Rechnung. Da die Exerzitienarbeit allerdings erst im Frühjahr 1922 begonnen werden konnte, entschlossen wir uns, das Jubiläum dieses Jahr nachzufeiern. Seit 1922 werden hier in HohenEichen Exerzitien, angeboten, nur unterbrochen durch den Zweiten Weltkrieg. Neben Vortragsexerzitien kamen im Laufe der Jahre andere Exerzitienformen dazu wie z. B. kontemplative Exerzitien, Wanderexerzitien, Filmexerzitien oder Exerzitien mit Bibliodrama. In den frühen 1960er-Jahren entstand eine ökumenische Zusammenarbeit, vor allem mit dem „Haus der Stille“ in Grumbach/Dresden. In gemeinsamer ökumenischer Verantwortung wurden eine Reihe von Ausbildungsgängen durchgeführt und werden jährlich zwei ökumenische Exerzitienkurse angeboten abwechselnd in HohenEichen und in Grumbach. Trotz der unterschiedlichen Formen ist allen Exerzitien eines gemeinsam. Sie wollen auf einem Übungsweg mit Zeiten der Stille, des Gebetes, der Besinnung und durch Wahrnehmen der Schöpfung hinführen zu Gott, dem Freund des Lebens.

Maria Immaculata sprach vom Heil der Seelen. Das mag in manchen Ohren zwar etwas antiquiert klingen, aber spricht letztlich eine Sehnsucht an, die wir alle kennen, nämlich die Sehnsucht nach Heilwerden, nach Ganzwerden. Es gibt viel Unheilvolles in dieser Welt und auch in uns selbst. Es gibt Menschen mit tiefen äußeren und inneren Verwundungen. Im Er-leben der Schöpfung, im Gebet, in der Betrachtung eines Bibeltextes oder einfach im stillen Dasein vor Gott kann manches heilwerden. Er schenkt denen Heilung, die ein gebrochenes Herz haben und verbindet ihre schmerzenden Wunden“, heißt es in Psalm 147. Vom barmherzigen Samariter heißt es im Evangelium dieses Sonntags, dass er den am Boden liegenden Menschen sah, dass er Mitleid hatte, zu ihm hing ging, Öl und Wein auf seine Wunden goss und sie verband.

Es gibt ein Bild in einem alten syrischen Codex aus dem 6. Jahrhundert mit dem Titel „Der Barmherzige Samariter“, ein Bild, welches das eben Gesagte für mich in beeindruckender Weise zum Ausdruck bringt. Am Boden liegt ein Mensch, aus allen Wunden blutend, unfähig sich zu erheben. Und über ihn beugt sich der barmherzige Samariter, und der ist Christus. Von Mitleid bewegt, streckt er seine Hände dem am Boden Liegenden entgegen. Wie eine große Sonne wirkt das von Gold umstrahlte Antlitz Christi.  Mögen die geistlichen Angebote im Haus HohenEichen und anderswo dazu beitragen, dass Menschen im Lichte der Liebe Gottes liebevoll aufgerichtet werden und ihre Wege weitergehen können.

P. Albert Holzknecht SJ

Autor:

Albert Holzknecht SJ

Né dans le Tyrol du Sud en 1963, après son ordination sacerdotale en 1989, il a travaillé pendant 16 ans comme prêtre diocésain dans le diocèse de Bolzano-Bressanone. En 2005, il est entré au noviciat de la Compagnie de Jésus. Après diverses tâches à Vienne, il travaille depuis 2011 dans la Communauté universitaire catholique de Graz et a été assistant spirituel de la Jeunesse universitaire catholique de Graz et Leoben. Après son tertiaire, dernière étape de sa formation dans l'Ordre, il travaille comme compagnon de retraite dans la maison de retraite HohenEichen à Dresdne et a repris la direction le 1er janvier 2020.

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