Nach der 29. Weltklimakonferenz (COP) in Baku, Aserbaidschan, ist Pater Fabian Moos SJ vom Ukama-Zentrum für sozial-ökologische Transformation in Nürnberg von den Ergebnissen enttäuscht. Er betont, dass es um zentrale Gerechtigkeitsfragen gehe, denn „diejenigen Länder, die am wenigsten zum Klimawandel beigetragen haben und die am wenigsten Mittel für dessen Bekämpfung haben, leiden am meisten darunter“. Mit Papst Franziskus setzt sich Pater Moos für „einen gerechten Wandel von unten“ ein. Ein Gastbeitrag.
Die 29. Weltklimakonferenz oder „COP“ in Baku, Aserbaidschan, ist zu Ende. Dabei stand die Neujustierung von Klimafinanzierung und Klimazielen im Mittelpunkt. Beim ersten Thema kam es zu einer Einigung (300 Milliarden Dollar pro Jahr statt der bisherigen 100 Milliarden), auch wenn sie aus Sicht der ärmeren Länder und einschlägiger Expertinnen und Experten bei weitem nicht ausreicht. Dass auch die neuen Gelder überwiegend nur als Kredite zur Verfügung gestellt werden, erhöht zudem die ohnehin große Verschuldung der betroffenen Länder. Das zweite Thema, das Abstecken neuer Klimaziele für die Vertragsländer, kam nicht zum Abschluss, sondern wurde vertagt, weil es zu viele Widerstände gab. Neben diesen lauen Ergebnissen haben auch zahlreiche andere Details dieser COP für Schlagzeilen gesorgt, etwa fossile Deals durch einen Regierungsbeamten in den Hinterzimmern und verärgertes Hinausgehen ganzer Gruppen von ärmeren Ländern, die sich von den Diskussionen ausgeschlossen fühlten. Alles in allem eine der schwächsten COPs der letzten Jahre mit einem weichgespülten Abschlussdokument, in dem die Formulierung „Übergang weg von fossilen Energien“ nach einmaligem Auftreten im letzten Jahr bereits wieder klanglos verschwunden ist. Ganz sicher kein Meilenstein wie einst Paris 2015, aber vielleicht immerhin ein Baustein, dem weitere Meilensteine folgen können. Währenddessen läuft uns die Zeit davon.
Im Hintergrund stehen zentrale Gerechtigkeitsfragen. Diejenigen Länder, die am wenigsten zum Klimawandel beigetragen haben und die am wenigsten Mittel für dessen Bekämpfung haben, leiden am meisten darunter. Aber auch im globalen Norden wird immer deutlicher, dass bei einer wachsenden Schere zwischen Arm und Reich keine substanzielle Transformation möglich ist. Darum ist die Forderung nach Klimagerechtigkeit und gerechten Verfahren zu dem Schlüssel schlechthin geworden. Das betonte sowohl die jesuitische Kampagne rund um die COP 29 (mit den Kernforderungen: Wirksam machen des Loss and Damage-Fonds; Schuldenerlass für die armen Länder; gerechte Energiewende) als auch die wichtigsten Veröffentlichungen der Transformationsforschung der letzten Jahre, etwa die aktuellste Studie des Club of Rome und des Wuppertal Instituts, Earth4All Deutschland.
Eine der Kurzformeln jesuitischer Sendung ist seit 1974 „Glaube und Gerechtigkeit“. Das lebt auch in unserem Engagement für Versöhnung und in den vier Universalen Apostolischen Präferenzen weiter. Entsprechend bringen sich heute zahlreiche Mitbrüder, jesuitische Werke und Initiativen an genau dieser Schnittstelle ein: beispielhaft etwa die Environmental Justice Conference des Lassalle-Instituts mit transdisziplinärer Forschung, das Ukama-Zentrum in der Begleitung von Aktivistinnen und Aktivisten, das Exerzitienhaus Le Châtelard in thematischen Exerzitien.
Papst Franziskus hat bereits 2023 in Laudate Deum anlässlich der COP 28 die Kirche und zivilgesellschaftliche Akteurinnen und Akteure dazu aufgefordert, angesichts der entmutigenden Großwetterlage nicht auf die Entscheidungen der Staatengemeinschaft zu warten, sondern sich vertrauensvoll, lernbereit und mutig für einen gerechten Wandel von unten einzusetzen. Wenn sich positive politische Initiativen transnational zusammenschließen und einen heilsamen Druck auf Institutionen ausüben, spricht er von einem „Multilateralismus von unten“. Auch ein Jahr später kann man sich dieser Einladung nur anschließen.
Von Fabian Moos SJ
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