• Jörg Alt SJ tritt seine Haft in Nürnberg an
  • Pater Alt bei einem Protest für mehr Klimaschutz in München
  • Pater Hollweck will Pater Alt im Gefängnis besuchen
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Pater Jörg Alt SJ im Gefängnis: „Menschlich zur Seite stehen“

Pater Jörg Alt SJ hat am 1. April 2025 eine 25-tägige Ersatzfreiheitsstrafe in der JVA Nürnberg angetreten. Hintergrund ist eine Verurteilung wegen Nötigung durch das Nürnberger Amtsgericht, die von den höheren Instanzen aufrechterhalten wurde. Pater Alt hatte am 16. August 2022 zusammen mit Klimaaktivisten von Extinction Rebellion und der Letzten Generation den Autoverkehr vor dem Nürnberger Hauptbahnhof blockiert, um eine gesellschaftspolitische Diskussion über die Gefahren des Klimawandels und eine Verkehrswende anzustoßen. „Ich mache das nicht gerne, insbesondere, weil meine Gesundheit mit nunmehr 63 Jahren nicht mehr die beste ist“, sagte Pater Alt. „Ich sehe aber dazu keine Alternative, denn es ist die letzte Form des Protests, die mir im konkreten Fall verbleibt, um Aufmerksamkeit auf wichtige Themen zu lenken.“

Offener Brief an die Spitzen von Union und SPD

Zugleich appelliert Pater Alt an die Regierungen in Bund und Ländern, ihre politischen Maßnahmen dem Ernst der Lage anzupassen. In einem Offenen Brief fordert er die Spitzen von Union und SPD auf, die Stimme der Wissenschaft in ihren Koalitionsverhandlungen stärker zu berücksichtigen. Deutschland müsse seinen Ausstoß von Kohlendioxid schneller senken.

Pater Alt gehört dem Jesuitenorden seit 1981 an, 1993 wurde er zum Priester geweiht. Neben dem Studium der Theologie und Philosophie besitzt er einen Doktor in Soziologie. Er arbeitete für den Jesuiten-Flüchtlingsdienst JRS und engagierte sich Mitte der 90er-Jahre im Initiativkreis für das Verbot von Landminen, einer Teilgliederung der International Campaign to Ban Landmines, der 1997 der Friedensnobelpreis verliehen wurde. Anschließend war er für die Jesuitenmission tätig und leitete u.a. das Forschungsprojekt „Steuergerechtigkeit und Armut" in Deutschland, Kenia und Sambia.

Engagement für die Schöpfung ist ein Schwerpunkt des Jesuitenordens

Zurzeit ist Pater Alt am Ukama-Zentrum der Jesuiten in Nürnberg tätig. Der Orden gründete das Zentrum 2022 angeregt durch Papst Franziskus, der in seinen Enzykliken „Laudato si‘“ und „Fratelli Tutti“ zu einem sozial-ökologischen Umbau von Wirtschaft und Gesellschaft aufruft. Der Jesuitenorden hat sich weltweit das Engagement für die Schöpfung und den Einsatz für soziale und ökologische Gerechtigkeit als einen Schwerpunkt seiner Arbeit gegeben. Das Ukama-Zentrum ist Thinktank, Bildungsstätte, Vernetzungsort für Wissenschaft, Zivilgesellschaft und Politik, spirituelles Zentrum sowie Anlaufstelle für alle Menschen und Initiativen, die sich mit seinen Werten und Zielen verbunden fühlen. Bewusst und motiviert durch die Unterstützung der Mitbrüder aus dem Globalen Süden, die die Folgen des Klimawandels schon heute stärker zu spüren bekommen, sucht der Orden auch den Kontakt und Austausch mit jungen Klimaaktivisten.

Provinzial will Pater Alt im Gefängnis besuchen

Pater Thomas Hollweck SJ, Provinzial der Jesuiten in Zentraleuropa, sagt dazu:  

  • „Pater Alt hat seine Entscheidung, ins Gefängnis zu gehen, nach reiflicher Überlegung und langjährigem Engagement für den Klimaschutz getroffen. Er hat seine persönlichen Bedenken zurückgestellt und geht diesen Schritt aus Solidarität mit Klimaaktivisten, die bereits inhaftiert sind, mit seinen Mitbrüdern im Globalen Süden und mit den kommenden Generationen. Als Jesuiten suchen wir den offenen Dialog und leben unsere Berufung im direkten Kontakt und Austausch mit den Menschen. Wir unterstützen nicht alle Aktionen der Klimaaktivisten, aber wir haben Verständnis für ihre Beweggründe und teilen die Sorge um unsere Zukunft und die unseres gemeinsamen Hauses, der Erde. So hat sich auch Pater Alt solidarisch mit den Klimaaktivisten gezeigt und wiederholt an ausgewählten Aktionen der Klimaaktivisten teilgenommen und diese sozialethisch verteidigt. Sein persönliches Engagement wurzelt in der ökologischen Verantwortung, die Papst Franziskus mit der Enzyklika Laudato si‘ für die Kirche bekräftigt hat und die für die Arbeit des Jesuitenordens maßgeblich ist. Viele Jesuiten und die Leitung des Ordens teilen die grundsätzlichen Beweggründe von Pater Alt. Seine Entscheidung, sich am Klimaprotest durch bestimmte Aktionen des gewaltfreien zivilen Ungehorsams zu beteiligen, ist eine Gewissensentscheidung, die ich respektiere. Deshalb werde ich Pater Alt bei den sich daraus ergebenden strafrechtlichen Konsequenzen menschlich zur Seite stehen und ihn im Gefängnis besuchen.“

Pater Alt möchte vermeiden, dass der Steuerzahler für seine Haftkosten aufkommt. Ein vom Klimaaktivisten Henning Jeschke initiierter Spendenaufruf auf der Plattform GoFundMe soll die Kosten in Höhe von 4.500 Euro decken, die er nach seiner Entlassung an die Staatskasse überweisen will.

Weitere Informationen

Offener Brief von P. Jörg Alt SJ zu den Koalitionsverhandlungen

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