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Fronleichnam: Kostet und seht...

... wie gut der Herr ist

Im Exerzitienbuch findet sich eine Äußerung, die zeigt, wie sehr Ignatius die Eucharistie geschätzt hat: „Er setzte das Opfer der Eucharistie ein als größtes Zeichen seiner Liebe, indem er sagt: Nehmt und esst!“ Für Ignatius bedeutete die Kommunion eine „wahre Seelenspeise“.

Verkosten ist ein oft zitiertes Lieblingswort von Ignatius: „Nicht das Vielwissen sättigt die Seele, sondern das Verkosten der Dinge von innen.“ Was bedeutet „Verkosten“ im Blick auf das Kommunizieren in der Eucharistie?
Verkosten bedeutet, in dem Bewusstsein zu leben, dass der Christ von Christus lebt. Wie kann Jesus dies deutlicher machen als wenn er sagt: Nehmt und esst und trinkt, das bin ich für Euch! Ich bin das tägliche Brot für Euch. Wir sind einander Lebensspeise.
Verkosten heißt im Liebeswillen Gottes zu leben, leben zu wollen. So wie Jesus dies sagt. Als die Jünger sich einmal wundern, dass er nicht essen möchte, sagt er, er habe eine Speise, die sie nicht kennen: „Meine Speise ist es, den Willen dessen zu tun, der mich gesandt hat.“ Dies ist auch die tägliche Speise von Ignatius. Einer seiner häufigsten Wünsche zum Schluss seiner Briefe lautet: „Seiner unendlichen Güte und Weisheit möge es gefallen, sich…sehr überreich mitzuteilen und allen seine Gnade schenken, damit wir seinen heiligsten Willen immer verspüren und ihn vollständig erfüllen“ (Briefe und Unterweisungen S 410). Den Liebeswillen Gottes zu erspüren, das war seine tägliche „Lieblingsspeise“.
Verkosten heißt im Kommunizieren jene Kraft zu erfahren, die der gescheiterte und verfolgte Prophet Elija mit seinem Todeswunsch in der Wüste erfuhr: „Nimm und iss, denn sonst ist der Weg zu weit!“ (vgl. 1 Kön 19,4-8)

Christus in der Kommunion verkosten heißt auch, sich zu erinnern:
Sich erinnern an Christus, der vom Reich Gottes als von einem Hochzeitsmahl sprach.
Sich erinnern, dass Jesus angefeindet wurde, weil er „mit den falschen Leuten“ aß; mit den Sündern, mit denen, die nicht einmal wussten, was es immer genau hieß, „koscher“ zu kochen und sich selber dadurch zu „exkommunizieren“.
Sich erinnern, dass Paulus schreibt, dass es kein Essen des Herrenmahles ist, wenn Christen bei der Eucharistie beisammen sind und welche dabei sind, die satt sind und andere, die hungern.

Hier schließt sich die ignatianische Kennzeichnung von Liebe an: „Die Liebe besteht im Mitteilen von beiden Seiten.“ Für Ignatius geht der „Weg der ehrfürchtigen Liebe“ von der Gottesnähe in der Eucharistie aus und breitet sich „auf alle Dinge“ und alle Geschöpfe aus. Kostet und seht! Kostet und geht!

Willi Lambert SJ

Autor:

Willi Lambert SJ

Pater Willi Lambert SJ, Dr. theol., ist 1944 in Ravensburg geboren und 1964 in den Jesuitenorden eingetreten. Er war von 1977 bis 1987 Spiritual am Pontificium Collegium Germanicum et Hungaricum in Rom und von 1987 bis 2000 Kirchlicher Assistent der Gemeinschaft Christlichen Lebens (GCL) in Augsburg. Von 2013 bis 2021 im Exerzitienhaus Dresden-Hoheneichen gelebt und als geistlicher Begleiter und Exerzitienbegleiter und Kirchlicher Assistent der GCL-Region Dresden-Meißen/Görlitz gearbeitet. Er ist Autor zahlreicher Veröffentlichungen zur ignatianischen Spiritualität. Seit 2021 lebt in unserer Seniorenkommunität in Berlin-Kladow.

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