Der zweite Tag des Deutschlandbesuchs von Pater General Arturo Sosa SJ stand im Zeichen der Begleitung junger Menschen, einem der vier Schwerpunkte des Jesuitenordens (Universale Apostolische Präferenzen). Im Rahmen des Studientags „Junge Menschen begleiten“ beschäftigten sich knapp 40 Jesuiten und junge Menschen in der Aula der Jesuiten-Hochschule Sankt Georgen in Frankfurt mit Möglichkeiten eines zeitgemäßen Glaubenszugangs für die junge Generation.
Vielfältige Glaubenswege junger Menschen
Der Fokus des Vormittags lag auf den Zeugnissen von sechs jungen Menschen, die biografische Einblicke in ihre Glaubenserfahrungen gaben. Bemerkenswert war dabei die Vielfalt und Bandbreite der Zugänge und Wege, die heute zu Glaube und Kirche führen. So berichtete Franziska, 38, aus München von ihrem Weg, der sie von einer Freikirche über eine Jüngerschaftsschule bis hin zum Studium der Sozialen Arbeit in Benediktbeuern und der Ausbildung zur Geistlichen Begleiterin in Sankt Georgen führte. Fabienne, 22, Lehramtsstudentin aus Heidelberg, hob die Gemeinschaft hervor, die sie in der Kirche gefunden habe und die aus ihrer Sicht fundamental für überzeugende Glaubens- und Kirchenerfahrung sei. Yannick, 21, Jurastudent in Frankfurt, berichtete von seiner Glaubenssuche, die ihn sowohl zu charismatischen Gruppen als auch zu einer Vorliebe für traditionelle liturgische Formen geführt habe.
Im Dialog mit jungen Menschen bleiben
„Wir müssen mit den jungen Leuten reden – nicht über sie“, betonte P. Clemens Blattert SJ, Direktor des Zentrums für Berufungspastoral der Deutschen Bischofskonferenz und Leiter des Studientags. Nach diesem Motto hatten die Teilnehmer im Anschluss an die Zeugnisse Gelegenheit, in Kleingruppen miteinander ins Gespräch zu kommen. Danach zeigte P. Max Heine-Geldern SJ ein Beispiel für gelingende christliche Bildungsarbeit mit Jugendlichen anhand der Ignatianischen Schüler*innen Gemeinschaft (ISG) am Canisius-Kolleg in Berlin, in der 600 junge Menschen über die Schule hinaus attraktive Glaubens- und Gemeinschaftserfahrungen machen.
„Was hindert dich daran, Gott näher zu kommen und was hilft dir dabei?“
Persönliche Statements von vier weiteren jungen Menschen am Nachmittag vertieften die Frage nach heutigen Gottesbezügen. Sie stellten sich der Frage: „Was hindert dich, was hilft dir, Gott näher zu kommen?“ In den bewegenden Zeugnissen kamen immer wieder die Themen Angst vor Kontrollverlust und mangelnde Resonanzfähigkeit zur Sprache, die Ergebnisse von Reizüberflutung und dem Druck ständiger Verfügbarkeit der Gegenwart seien, so die jungen Menschen.
„Nicht selten kommt es vor, dass ich mir Zeit nehmen möchte, um zu beten, dann aber noch zwei Mal auf das Handy schaue, ob es nicht noch etwas Wichtiges zu erledigen gibt. Darunter leidet die Resonanzfähigkeit“, berichtete Lukas, 22, Priesteramtskandidat in Paderborn. Was ihm helfe? Exerzitien, zum Beispiel in der Zukunftswerkstatt der Jesuiten in Frankfurt. „Dort mache ich die Erfahrung, mit Unverfügbarkeit umzugehen.“
Geistliche Begleitung: Schaffung von „safe spaces”
Am Ende des Studientags reflektierte Pater Arturo Sosa die Apostolische Präferenz des Jesuitenordens „Junge Menschen begleiten“ vor dem Hintergrund der gehörten Beiträge. „Die Jugend ist eine wichtige Etappe im Leben, in der ein Mensch wichtige Entscheidungen trifft“, sagte Pater Sosa. „Junge Menschen dabei zu begleiten, ist für uns Jesuiten eine große Herausforderung. Denn Begleiten bedeutet nicht lehren. Es geht vielmehr darum, zuzuhören und gemeinsam zu lernen.“ Der Generalobere betonte, dass es für Jesuiten bei der geistlichen Begleitung vor allem um das Schaffen und Erhalten von Räumen gehe – von „safe spaces”, in denen Menschen ohne Druck so sein könnten, wie sie sind. Dies, so Sosa, sei die Voraussetzung für echte Veränderung.




