Der Jesuiten-Flüchtlingsdienst (JRS) Europa ist besorgt über die Erklärungen verschiedener europäischer Regierungen, die nach dem Sturz des Regimes von Bashar al-Assad mögliche Änderungen ihrer Schutzpolitik gegenüber syrischen Flüchtlingen und Asylbewerbern ankündigen. Angesichts der derzeitigen Unsicherheit und Instabilität fordern wir die europäischen Staaten auf, syrischen Flüchtlingen, die sich bereits in Europa aufhalten, weiterhin Schutz zu gewähren und ihre Türen nicht für neu ankommende syrische Asylbewerber zu schließen.
„Wir appellieren an die europäischen Regierungen, unseren syrischen Brüdern und Schwestern mit Offenheit und Solidarität zu begegnen“, sagt Pater Alberto Ares SJ, Direktor des JRS Europa. “Sie haben in der Vergangenheit bereits unter den Auswirkungen einer verheerenden Politik gelitten und sind seit über einem Jahrzehnt vertrieben worden. Zum jetzigen Zeitpunkt wäre es unverantwortlich und einfach grausam, sie zu zwingen, ihre neue Heimat wieder zu verlassen - die europäischen Länder, in denen sie so viel gearbeitet haben, um sich ein neues Leben aufzubauen.“
Der JRS Europa lehnt jede übereilte Entscheidung der europäischen Regierungen ab, syrischen Flüchtlingen und ihren Familien in Europa den Schutzstatus zu entziehen. Wir können die Notwendigkeit verstehen, die Prüfung anhängiger Asylanträge auszusetzen, um die Situation im Land neu zu bewerten. In Anbetracht der heiklen Lage fordern wir die europäischen Regierungen jedoch auf, bei der Gewährung von Schutz ein Höchstmaß an Flexibilität walten zu lassen, den Zugang zum Asylverfahren zu gewährleisten und von jeder Form der Blockade gegen neue Asylanträge abzusehen.
Gegenwärtig ist Syrien weder ein sicherer Ort zum Leben oder zum Aufziehen von Kindern, noch verfügt das Land über die wirtschaftlichen und strukturellen Voraussetzungen für eine wirksame und systematische Wiedereingliederung von Tausenden seiner Bürger. Der JRS hofft auf eine schnelle Stabilisierung des Landes durch einen demokratischen und friedlichen Übergang, der dem syrischen Volk wieder Hoffnung gibt. Die Regierungen der EU-Mitgliedstaaten und die internationale Gemeinschaft können es sich heute jedoch nicht leisten, Syrien als sicher genug zu betrachten, um eine beschleunigte Rückkehr durchzuführen.
Der JRS appelliert daher an die europäischen Entscheidungsträger, verantwortungsbewusst und solidarisch zu handeln und einen vorsichtigen und gewissenhaften Ansatz zu wählen, der das internationale und europäische Recht respektiert. Der JRS bleibt der Unterstützung und Hilfe für syrische Flüchtlinge verpflichtet, so wie er es immer für gewaltsam vertriebene Menschen auf der ganzen Welt getan hat.
JRS Europa