Nach fast hundert Jahren ziehen sich die Jesuiten von der Katholischen Hochschulgemeinde (KHG) an der Ludwig-Maximilians-Universität München zurück. Fast hundert Jahre lang haben sie die Hochschulseelsorge geleitet und geprägt, zuletzt Holger Adler SJ. Doch das Wichtigste wird fortbestehen: das Seelsorgeangebot für Studierende.
„Unser Auftrag war immer im Sinne unserer Spiritualität: den jungen Menschen eine Begleitung sein, kritische Fragen reflektieren und einen Ort schaffen, wo der eigene Glaube, die eigene Religiosität in einem Klima der Offenheit, Freundlichkeit und Gastfreundschaft entdeckt werden können“ – so beschreibt Holger Adler SJ seinen Dienst in der Hochschulpastoral. Diese Aufgabe gab der damalige Erzbischof von München und Freising, Michael Faulhaber, 1927 den Jesuiten. Seitdem waren immer ein bis zwei, manchmal auch drei Jesuiten im Team mit Mitarbeitenden der Erzdiözese in der Studierendenseelsorge tätig.
Knapp hundert Jahre Engagement für Studierende sind zugleich ein Jahrhundert bewegte Allgemein- und Kirchengeschichte, die auch die jungen Akademikerinnen und Akademiker prägte. Über solche Themen auf Augenhöhe mit den Studierenden in den Austausch zu kommen, ist für Holger Adler SJ „wirklich ein großer Schatz, den ich mitnehme“.
„Es war eine tolle Arbeit. Da fällt mir der Abschied schon schwer“
Neben den vielen Angeboten der KHG – von Freizeitgestaltung wie Tanzkursen über Diskussionsrunden zu aktuellen Themen bis hin zu einem professionellen psychologischen Beratungsangebot – waren es besonders die Gottesdienste sonntagabends, die Holger Adler SJ in Erinnerung bleiben werden. „Es war eine tolle Arbeit, jeden Sonntag mit lauter jungen Menschen, die meisten unter 25, Gottesdienst zu feiern – mit Blick auf die Altersstruktur unserer Kirche ist das keine Selbstverständlichkeit. Da fällt mir der Abschied schon schwer.“ Nach dem Gottesdienst kam die Hochschulgemeinde bei einem gemeinsamen, selbstgekochten Essen zusammen – und die Gespräche, angeregt durch die Predigt, setzten sich den ganzen Abend lang fort. „Diese Abende hatten oftmals ein sehr, sehr offenes Ende“, so Holger Adler.
Von München nach Singapur
Die Erzdiözese München und Freising ist nun auf der Suche nach einer Nachfolge in der Studierendenseelsorge für Holger Adler SJ, damit es „in dieser Hochschulgemeinde in guter Weise weitergeht“, unterstrich Erzbischof Kardinal Reinhard Marx am 17. Juli bei der Verabschiedung der Jesuiten aus der Hochschulpastoral. „Wir werden dafür sorgen. Ich werde ein Auge darauf haben. Das ist mir wichtig!“
Für Holger Adler SJ selbst beginnt schon ab Anfang August eine neue Aufgabe: Er wird in Singapur und Kuala Lumpur als Seelsorger und Religionslehrer für die deutschsprachige Gemeinde tätig sein.
Die Verabschiedung der Jesuiten aus der Hochschulpastoral fand am 17. Juli durch Erzbischof Kardinal Reinhard Marx mit Provinzial Bernhard Bürgler SJ in den Räumen der Katholischen Hochschulgemeinde statt.