• Johann Rudolf Feyerabend: Basler Totentanz oder Tod von Basel, 1806, Aquarellzeichnung (Historisches Museum Basel)
  • P. Andreas Schalbetter SJ (2016) © SJ-Bild/Christian Ender
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Der Tanz ist aus

Die Angst vor dem Tod schleicht durch Gassen und Strassen, durch Krankenhäuser und Pflegeheime, durch unsere Wohnzimmer und Stuben. Auch im Alltag müssen wir gelegentlich sterben: Pläne zerplatzen wie Seifenblasen. Doch der Tod hat nicht das letzte Wort. 

Die christliche Lyrikerin und Schriftstellerin Silja Walter (1919-2011) liebte das Bild vom Tanz. Sie lebte ihren Glauben voll Schwung bis ins hohe Alter und tanzte manchmal verborgen in den Gängen des Benediktinerinnen-Klosters Fahr, wo sie als 29-Jährige eingetreten war. Mit leichter Feder schrieb sie Gedichte, Stücke und Prosawerke – ihr letztes Buch, zwei Monate nach ihrem Tod erschienen, trägt den Titel «Tanzen heisst auferstehen». Auch Heinrich Heine (1797-1856) liebte das Bild vom Tanz, er verwendete es oft in seiner Lyrik, etwa in seinem Gedicht Begegnung: «Die Geigen verstummen, der Tanz ist aus». 

Die Pandemie führt uns ungeschminkt den Tod vor Augen. Die Covid-Krise hat ein gesellschaftliches Tabu aufgedeckt. Wie ein Gespenst oder wie ein Tiger schleicht die Angst vor dem Tod durch Gassen und Strassen, durch Krankenhäuser und Pflegeheime, durch unsere Wohnzimmer und Stuben. Seit Weihnachten hoffen wir aufgrund der Impfungen auf eine allmähliche Entspannung, auf dass der Totentanz ein Ende nehme. Während meinen fünf Jahren in Luzern bestaunte ich gelegentlich auf der Spreuerbrücke die beeindruckenden Bilder vom Totentanz. Nun als Uni-Seelsorger in Basel, betrachte ich von Zeit zu Zeit den Basler Totentanz, ein Fresko um 1440 entstanden – ein eindrückliches memento mori, das ein unbekannter Künstler auf die Friedhofsmauer bei der Predigerkirche gemalt hat.  

Nur eines wissen wir im Leben mit Sicherheit, dass wir einmal sterben werden. Und doch löst dieser Gedanke aus verständlichen Gründen in uns Unbehagen und Befremden aus. Ein Aspekt des Christentums ist die Hoffnung auf das Leben nach dem Tod. Die Macht des Todes wird gebrochen und überwunden durch die Kraft der Auferstehung Jesu. Der Tod hat nicht das letzte Wort. «Tod, wo ist dein Sieg? Tod, wo ist dein Stachel?» (1 Korinther 15,55) 

Auch im Alltag müssen wir gelegentlich sterben: Pläne zerplatzen wie Seifenblasen; unsere (allzu hohen?) Ziele und Erwartungen werden von der Realität eingeholt. Ja, und auch im Alltag gibt es dieses Aufstehen aus dem Tal der Tränen, die Kraft zum Neuanfang. Dazu hilft uns Jesus, der Immanuel, der Gott mit uns. Dieses Sterben, diese Kraft auch und Zuversicht treiben mich in den ersten Wochen dieses Jahres um – und so entstand in den letzten Wochen folgender lyrischer Text:  

Autor:

Andreas Schalbetter SJ

Pater Andreas Schalbetter ist 1965 im Bergdorf Grengiols im Wallis geboren und aufgewachsen. Seit 1998 Jesuit. Fasziniert von der ignatianischen Spiritualität und den Exerzitien, begleitet er gerne Menschen auf ihrer Suche nach Sinn und Orientierung. Die Liebe zur Natur und zur Musik ist ihm in die Wiege gelegt worden. Daneben liebt er Bergwandern, Skifahren und Poesie. Aufenthalte im Ausland, etwa in Südafrika, Italien, Österreich, Irland und im Kosovo, haben ihn bereichert. Er ist derzeit Leiter der Katholischen Uni-Gemeinde Basel.

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