• Entwurf der Heinrich-Pesch-Siedlung in Ludwigshafen. Foto: HPH

Den Anfang macht die Kita

Die Planungen für die Heinrich-Pesch-Siedlung schreiten voran. Im Mai soll der Bebauungsplan im Stadtrat beschlossen werden, Ende des Jahres können dann die Erschließungsarbeiten beginnen. Als erstes Gebäude  ist eine Kita geplant. Der Zeitplan ist „sportlich, aber machbar“, sagen die Projektmanager Ernst Merkel und Dr. Michael Böhmer.

Ludwigshafen - „Die Heinrich-Pesch-Siedlung steht im Geiste. Jetzt muss Rechtskraft geschaffen werden“, sagt Ernst Merkel. Für ihn und Dr. Michael Böhmer ist die geplante Heinrich-Pesch-Siedlung mit 550 Wohnungen für bis zu 1.500 Menschen ein „Leuchtturmprojekt“. Dazu trägt nicht nur die Mischung aus Miet- und Eigentumswohnungen für alle gesellschaftlichen Schichten und Generationen bei, sondern auch das soziale Konzept. Jeweils ein Viertel der Wohnungen ist für einkommensschwache Haushalte und Gutverdienende vorgesehen. Ein Begegnungshaus, ein Tante-Emma-Laden und ein Café, die sich um einen zentralen Platz gruppieren, sollen das Miteinander der Bewohner_innen fördern. Die Planer haben die Siedlung bis ins letzte Detail konzipiert – so soll das kleine Geschäft für den täglichen Bedarf möglichst ein Inklusionsbetrieb werden. Ergänzt wird die Siedlung durch einen Gewerbepark entlang der Frankenthaler Straße.

Concierge und Quartiersmanager als Ansprechpartner

Von Anfang an werden Quartiersmanager vor Ort sein. Sie fungieren als Ansprechpartner für alle Belange der Bewohner_innen.  „Es wird nicht rein projektbezogen wie bei der `sozialen Stadt´ sein“, sagt Michael Böhmer, „sondern sie sollen die Gemeinwesensarbeit im Fokus haben: Wie können Menschen gut zusammen wohnen?“. Das besondere Augenmerk solle auf Menschen liegen, die unterstützungsbedürftig sind. Die Begleitung durch die Quartiersmanager sei auf Dauer angelegt. Finanziert werden sie durch die Einnahmen aus der Erbpacht. Auch ein Concierge ist vorgesehen, der zum Beispiel Pakete annehmen kann. Die Bewohner_innen sollen sich in einem Bewohnerverein engagieren, um gut informiert über das Konzept der Siedlung zu sein und gleichzeitig ihr Individual- und Gemeinschaftsleben zu konzipieren.

Verkehrsberuhigte Siedlung

Die Planer haben für die neue Siedlung ein eigenes Verkehrskonzept entwickelt. So wird es pro Wohnung nur einen Stellplatz geben. Die Autos finden in zwei Parkhäusern entlang der Mannheimer Straße Platz, um den Individualverkehr in der Siedlung zu minimieren. Für mobilitätseingeschränkte Menschen wird es in der Siedlung Parkplätze geben. Fahrzeuge dürfen sich zudem nur im Schritttempo bewegen. „Wir brauchen daher keine Bürgersteige, die Menschen können sich auch so gut zu Fuß bewegen“, erläutert Dr. Michael Böhmer. Auch an E-Mobilität und Car-Sharing ist gedacht. Die Straßenbahn wird eine zweite Haltestelle bekommen.

Wohnen im Grünen

Viel Wert haben die beiden Planer auf die Grünanlagen gelegt. Am südlichen Bereich der Siedlung ist ein Gelände für Mietergärten vorgesehen. An verschiedenen Stellen werden Spielplätze auf Kinder warten. Da durch die Siedlung Ackerflächen versiegelt werden, werden Ausgleichsflächen erworben und bepflanzt. „Im Grünbereich sind wir positiv unterwegs. Wir machen mehr, als wir müssen“, betont Ernst Merkel.

Viele Gutachten notwendig

Seit das Siedlungsprojekt vor zwei Jahren erstmals der Öffentlichkeit vorgestellt wurde, haben Dr. Michael Böhmer und Ernst Merkel eine Vielzahl von Gutachten eingeholt, etwa über Lärm-, Verkehr-, Geruchs- und Klimabelastung sowie zum Grün- und Landschaftskonzept.  „Die Vorarbeiten waren enorm“, blickt Ernst Merkel zurück. Sein Kollege Dr. Michael Böhmer dankt ausdrücklich der Stadt Ludwigshafen für „die gute Zusammenarbeit und das lösungsorientierte Arbeiten.  Die Endversionen  der Gutachten werden für Anfang Februar erwartet. Demnächst  werden gerade Luftbilder ausgewertet, um etwaige Blindgänger aus dem Zweiten Weltkrieg aufzuspüren.

Der Zeitplan

Im Frühjahr ist die sogenannte Trägerbeteiligung vorgesehen. Danach erfolgt die Offenlage für alle Interessierten. Im Mai soll das Vorhaben in den Bauausschuss, anschließend muss der Stadtrat zustimmen. „Dann haben wir Baurecht“, erläutert Ernst Merkel. „Unser Zeitplan ist sportlich, aber wir sind guten Mutes.“

Beginn der Erschließungsarbeiten

Läuft alles nach Plan, kann im ersten Quartal 2021 mit Kanalbauarbeiten begonnen werden. Diese werden voraussichtlich die Wirtschaftsbetriebe Ludwigshafen durchführen. „Die Anbindung erfolgt von der Frankenthaler Straße aus“, erläutert Ernst Merkel. Parallel dazu werden Erdarbeiten vorgenommen und die ersten Straßen angelegt.

Kita als erstes Gebäude

Als erstes Gebäude soll eine Kindertagesstätte erbaut werden. Sie gehört zum ersten Bauabschnitt, der sich im Westen unmittelbar an das Heinrich Pesch Haus anschließt. „Wir möchten diesen Bauabschnitt gerne mit der GAG realisieren“, sagt Ernst Merkel. Die Kita mit fünf Gruppen und einer Krippen-Gruppe wird von der katholischen Kirche getragen.

Die Wohnbebauung

In der Siedlung wird es Mehrfamilien- und Terrassenhäuser sowie Einfamilienhäuser geben. Sie werden in drei oder vier Bauabschnitten realisiert. Die Häuser sollen von Investoren errichtet werden. In Workshop-Verfahren, die Mitte 2020 beginnen, wollen die Planer mit potentiellen Investoren architektonische Ideen entwickeln. „Wir möchten gerne mit sozial interessierten und engagierten Unternehmen zusammenarbeiten“, betont Michael Böhmer. Es gebe bereits eine große Anzahl an Interessenten. Die Planer wünschen sich für die Siedlung noch eine Baugenossenschaft, aber auch Baugruppen könnten ihr Projekt verwirklichen. „Baugruppen sind die Menschen, die sich zusammentun und ein Haus bauen, weil sie zusammen wohnen wollten“, erklärt Böhmer. Auch seniorengerechte Wohnungen sind in großer Anzahl geplant, es wird auch eine Seniorenwohngemeinschaft geben, ebenso das Angebot für eine ambulante Pflege vor Ort. „Wir wollen eine Rundumversorgung für Jung und Alt“, so Merkel.

Fertigstellung 2026

Der Baubeginn für die ersten rund 120 Wohnungen im ersten Bauabschnitt  ist für das dritte Quartal 2021 vorgesehen. Alle ein bis anderthalb Jahre soll dann der nächste Bauabschnitt in Angriff genommen werden. „2026 könnte, wenn alles gut läuft, die Siedlung fertig sein“, sagt Ernst Merkel.

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