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Corona sei Dank

Corona sei Dank. Der Satz bleibt einem beinahe im Halse stecken und doch steckt für Pater Wendelin Köster SJ ein Fünkchen Wahrheit drin, denn Dank der Corona-Pandemie hat er für sich etwas lernen können. Ein Impuls zum Jahreswechsel, der uns für das neue Jahr inspirieren möchte.

Die pandemische Bedrohung hat mich neu geöffnet für ein altes Gebet. Ich spreche es jeden Donnerstagabend in der Komplet, dem Abendgebet der Kirche. Es lautet:

„Mitten wir im Leben sind / mit dem Tod umfangen. / Wer ist, der uns Hilfe bringt, / dass wir Gnad erlangen? / Das bist du, Herr, alleine. / Uns reuet unsre Missetat, / die dich, Herr, erzürnet hat. / Heiliger Herre Gott, heiliger starker Gott, / heiliger barmherziger Heiland, / du ewiger Gott, / lass uns nicht versinken / in des bittern Todes Not. / Kyrieleison.“

Die Corona-Zeit hat mir zudem zu einer nützlichen Allergie verholfen: Ich verspüre immer mehr eine starke Abneigung gegen Wort- und Bildprogramme, in denen aus der Gewalttätigkeit von Menschen Unterhaltung gemacht wird. Ich eile nicht mehr von Tatort zu Tatort. Stattdessen lerne ich neu zu verweilen. Bei Wörtern und Sätzen, die Tragekräfte haben; bei Melodien und Rhythmen, die mich an Leib und Seele tanzen machen; bei Menschen mit geduldigem Blick und mit erfrischendem Händedruck oder – coronabedingt – mit einer herzlichen Verneigung.

Zu dieser Allergie gehört, dass ich mich nicht gern anrempeln lasse, weder seelisch noch körperlich. Mir ist mehr und mehr bewusst geworden, dass ich eine „Knautschzone“ brauche, damit sich im Fall eines Aufpralls nicht mein ganzes „Fahrgestell“ verzieht; dann würde ich - versicherungstechnisch - als „Totalschaden“ eingestuft. Ich sollte aber auch nicht unbesehen und spontan zurückrempeln. Ohne meinen Glauben hätte ich keine wirksame Knautschzone.

Was haben Sie „dank Corona“ gelernt für das neue Jahr?

Autor:

Wendelin Köster SJ

Pater Wendelin Köster SJ trat 1959 in die Gesellschaft Jesu ein. Nach seiner Tätigkeit als Jugendseelsorger in Trier und als Regens des Priesterseminars Sankt Georgen war er von 1995 bis 2008 Berater des Generaloberen in Rom. Von 2009 bis 2015 war er Rektor des Kollegs Sankt Georgen in Frankfurt/M. Seit 2009 ist er auch Spiritual des Bischöflichen Priesterseminars in Limburg. Seit 2015 lebt Wendelin Köster SJ im Ignatiushaus in Frankfurt/M.

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