Braucht eine Hochschule ein Schutzkonzept?

Frankfurt - Ein Schutzkonzept für eine Hochschule? Einige haben gefragt: Warum? Wir haben es doch mit Erwachsenen zu tun. Deshalb war erfreulich, dass bei dem Fortbildungstag zur Prävention „Sexualisierte Gewalt und Machtmissbrauch –was hat das mit uns zu tun?" viele Studierende, Lehrende und Mitarbeitende den ganzen Tag engagiert und konzentriert dabei waren. Am Montag, dem 20. Januar, hat die Hochschule Sankt Georgen diesen Fortbildungstag zur Prävention veranstaltet. Vorbereitet war der Tag von AStA und Hochschulleitung. Begleitet von einem Team aus Hamburg, das teilweise auch die Hamburger Analyse für die MHG-Studie verantwortet hat: Mary Hallay-Witte, Carmen Kerger-Ladleif und Björn Mrosko SJ.

Der Vormittag gestaltete sich als Diskussionsforum im Plenum für alle, die an der Hochschule arbeiten und leben: Konsequenzen aus der MHG-Studie, Kultur der Achtsamkeit und ein Schutzkonzept für eine Hochschule waren die Themen der drei Vorträge. Frau Carmen Kerger-Ladleif, Expertin für Schutzkonzeptentwicklung, hat mit der Moderation des Tages kompetent und empathisch ein sachgerechtes Interesse für das Thema geweckt. Mit dem letzten Vortrag am Vormittag zum Thema Schutzkonzepte hat sie auch die Brücke für den Nachmittag geschlagen. Da haben einzelne Workshops konkret auf Sankt Georgen abgestimmt ein breites Feld der Risikoanalyse eröffnet. Durch geschlossene und gemischte Gruppen (geschlossene Angebote für Studierende, für Frauen und für den akademischen Mittelbau) gaben sie einen offenen und geschützten Raum für das Gespräch. Dabei konnten schon länger und neu diskutierte Fragen aufkommen, z. B.: Kann der Friedensgruß zu touchy werden? Was ist mir im Miteinander für einen Verhaltenscodex wichtig? Bin ich im Zusammenleben der Hochschule schon einmal total verwirrt gewesen? Gab es Grenzverletzungen in der Vergangenheit? Wie erleben Betroffene sexualisierter Gewalt unser Zusammenleben? Welche Unterschiede empfinde ich, wenn ich nicht als Kandidat für das Priesteramt studiere? Wo nehme ich Machtmissbrauch wahr?

Die Atmosphäre war anders als bei manchen anderen Veranstaltungen sehr konzentriert – keine Seitengespräche, kein Blick zwischendurch auf das Handy etc. Der Auftakt hat Mut gegeben, weiter zu machen, und das ist auch notwendig. Vertreter:innen der Studierendenschaft, des akademischen Mittelbaus und des Professoriums haben in einer Arbeitsgruppe für Prävention das Heft dazu in die Hand genommen. Sie werden begleitet von dem Hamburger Team die nächsten Schritte überlegen, die für die Hochschule erforderlich sind. Geplant sind weitere Veranstaltungen und Arbeit in kleineren Gruppen (mit allen, die zum Leben in Sankt Georgen beitragen oder beteiligt sind). Daraus soll in den nächsten zwei Jahren ein Schutzkonzept mit einem Verhaltenscodex entstehen, der auf Sankt Georgen abgestimmt ist. Sankt Georgen wird dann nach Auskunft vieler eine der ersten Hochschulen sein, die über ein solches Schutzkonzept verfügt. Viele schöpfen Zuversicht aus diesem Prozess und sind dankbar für vielseitige Unterstützung.

Pauline Erdmann, Ansgar Wucherpfennig SJ

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