• P. Stanislaus Lourdusamy SJ
  • P. Jan Roser SJ, Provinzial der Jesuiten in Deutschland und Schweden.
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Brandbrief ans Auswärtige Amt: Freiheit für indischen Jesuiten

In einem Schreiben an Außenminister Heiko Maas bittet die Deutsche Provinz der Jesuiten die Bundesregierung, sich für die Freilassung des inhaftierten 83-jährigen indischen Jesuitenpaters Stan Lourduswamy einzusetzen. Provinzial Jan Roser SJ fordert „Respekt und Schutz für Menschenrechtsaktivisten“

Stan Swamy SJ – Priester und Menschenrechtsaktivist – wurde am Donnerstag, 8. Oktober 2020 unter dem Verdacht maoistisch-terroristischer Propaganda von der indischen Bundespolizei National lnvestigation Agency im Bundesstaat Jharkhand festgenommen und befindet sich seither in Haft. Seit über 50 Jahren setzt Swamy sich für die Armen und Ausgegrenzten in Indien ein, vor allem Dalits („Unberührbare“) und indigene Adivasi.

Menschenrechtsaktivisten im Fadenkreuz

Die Verhaftung des jesuitischen Aktivisten steht im Zusammenhang mit Ausschreitungen am 31.12.2017 im westindischen Bundesstaat Maharashtra, als bei einem Fest Dalits und Angehörige „höherer“ Kasten aufeinanderstießen. In Folge dessen wurden bereits 16 Personen verhaftet, darunter die Menschenrechtsanwälte Arun Ferreira und Sudha Bharadwaj sowie die Schriftsteller Vernon Gonsalvez und Varavara Rao.

Pater Swamy wurde seit Juli 2020 bereits mehrfach verhört, teilweise über 15 Stunden ohne Unterbrechung. Dabei ist Pater Swamy 83 Jahre alt und seine Gesundheit ist nicht die beste. Pater Swamy bestreitet seine Anwesenheit bei dieser Versammlung, erst recht bestreitet er Sympathien mit, oder Aktionen zugunsten maoistischer Ideologie oder so motivierter Gewalttaten.

Am Donnerstag, den 15.10., haben die Deutsche Provinz der Jesuiten und ihr internationales Hilfswerk jesuitenweltweit einen Brandbrief ans Auswärtige Amt geschrieben, in dem sie Außenminister Heiko Maaß auffordern, sich bei der indischen Regierung für Pater Swamy einzusetzen.

Unterstützer im Hungerstreik

Jan Roser SJ, Provinzial der deutschen Jesuiten, erklärt: „Es scheint uns naheliegend, dass der indische Staat die Gelegenheit nützt, ihn und andere wegen ihrer Opposition gegenüber staatlicher Unterdrückung und Benachteiligung von Minderheiten und deren Rechten einzuschüchtern. Pater Swamys Arbeit umfasste etwa die Dokumentation von Machtmissbrauch und Willkür gegen indigene Jugendliche, fälschlicherweise Verhaftete und Gefangengehaltene. Er initiierte beispielsweise stellvertretend Gerichtsverfahren (Public lnterest Litigation) zu Gunsten von 3000 gefangenen lndigenen.“

Die Verhaftung von Stan Swamy hat in Indien landesweit Empörung ausgelöst. Sein Provinzialoberer George Pattery SJ und die Indische Katholische Bischofskonferenz fordern Swamys sofortige Freilassung. Zum Stand 14.10.2020 befinden sich nahezu 100 Repräsentanten von Menschenrechts- und Basisorganisationen sowie andere Unterstützer von Pater Swamy im Hungerstreik, um auf seine Situation aufmerksam zu machen. Diverse Petitionen zur Freilassung von Pater Swamy auf change.org hatten zum Stand 15.10.2020 bereits über 50.000 Unterschriften.

Schutz für Minderheiten gewährleisten

Im Brief an den Außenminister stellt Jan Roser SJ klar: „Menschenrechtsaktivisten müssen sicher sein, dass ihre Arbeit respektiert und geschützt wird. Auch und gerade in einem großen und komplexen Staat wie Indien, in dem es seit der Machtübernahme der BJP Partei von Ministerpräsident Modi und der zunehmend ungezügelten Agitation von Hindu-Nationalisten zu verstärkter Unterdrückung und Gewalttätigkeit gegenüber Nicht-Hindus und Minderheiten kommt. Es gilt jene zu stützen, die sich weiterhin für Menschenrechte und ein friedliches Zusammenleben der vielen Völker und Gruppen in der Indischen Union einsetzen.“

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