Der Generalobere der weltweiten Jesuiten, P. Arturo Sosa SJ, besuchte bei seinem Deutschland-Besuch auch das Ukama-Zentrum in Nürnberg. Im Mittelpunkt seines Besuchs standen die beiden zentralen Themen, mit denen sich das Zentrum intensiv befasst: Migration und Klimawandel.
Im Gespräch mit Jana Jergl und Br. Dieter Müller SJ vom Jesuiten-Flüchtlingsdienst Bayern (JRS) informierte sich P. Sosa über die Arbeit des JRS in den Bereichen Kirchenasyl und Abschiebungshaft.
Frau Jergl, die sowohl Mitarbeiterin des JRS als auch die offizielle Ansprechpartnerin des Katholischen Büros Bayern für Kirchenasyl ist, berichtete über die schwierige Situation von Menschen, die über ein anderes EU-Land eingereist sind und nach der Dublin-Verordnung dorthin zurücküberstellt werden sollen – selbst dann, wenn sie dort bereits schwere Menschenrechtsverletzungen erfahren mussten.
Ein besonders bewegendes Beispiel ist die syrische Familie Khaddour, die seit Juli im Ukama-Zentrum Kirchenasyl gefunden hat. Die fünfköpfige Familie schilderte ihre Fluchtgeschichte – von der Bedrohung als Minderheit in Syrien über die gefährliche Reise nach Europa bis hin zu ihrem Leben in einer bayerischen Flüchtlingsunterkunft und schließlich ihrer Aufnahme im Ukama-Zentrum.
In den Gesprächen war viel Dankbarkeit spürbar – gegenüber Gott, gegenüber den Jesuiten und gegenüber allen, die sie begleiten. Doch auch von Seiten des Hauses wurde Dank ausgesprochen: Das Zusammenleben mit der Familie bereichert die Gemeinschaft und hat zu einer echten Freundschaft geführt.
Die beiden älteren Kinder, 12 und 14 Jahre alt, besuchen inzwischen eine Deutschklasse und lernen mit großem Eifer. Sie beherrschen bereits Englisch und finden sich schnell in der neuen Sprache zurecht. Die jüngste Tochter, 6 Jahre alt, nimmt an einer Elterninitiativen-Kinderbetreuung teil – jeden Morgen voller Vorfreude, bis „the school begins“.
Gerade sie war einer der Gründe für die schnelle Aufnahme der Familie ins Kirchenasyl, da sie an insulinpflichtigem Diabetes leidet, der in Kroatien zuvor nicht ausreichend medizinisch behandelt worden war.
Im weiteren Verlauf informierten Frau Jergl und Bruder Müller den Generaloberen über die wöchentliche Rechtsberatung des JRS in den Abschiebungshafteinrichtungen Eichstätt und Hof sowie über die sich derzeit verschärfende rechtlich-politische Lage für Geflüchtete.
Besonders hervorgehoben wurden auch die rechtlichen Erfolge des JRS: So werden viele fehlerhafte Haftbeschlüsse aufgehoben, sobald spezialisierte Anwältinnen und Anwälte des JRS eingeschaltet werden – ein Beitrag, der nicht nur den Betroffenen, sondern auch dem Rechtsstaat dient.
Zum Abschluss stellte P. Fabian Moos SJ, Beauftragter der Jesuitenprovinz für ökologische Transformation, seine Arbeit vor.
Der Vormittag endete mit einem von der Familie Khaddour liebevoll zubereiteten syrischen Mittagessen: Shakriya, ein in Syrien besonders beliebtes Gericht – Symbol für Gemeinschaft, Gastfreundschaft und die verbindende Kraft des Teilens.




