Anklage gegen Ex-Präsidenten wegen Jesuiten-Massaker

San Salvador (KNA) - In El Salvador ist gegen den ehemaligen Präsidenten Alfredo Cristiani Burkard (1989-1994) sowie zwölf weitere Personen Anklage wegen der Beteiligung an der Ermordung von sechs Jesuiten im November 1989 erhoben worden. Das teilte die Generalstaatsanwaltschaft laut einem Bericht von CNN (Wochenende Ortszeit) mit. Generalstaatsanwalt Rodolfo Delgado erklärte demnach laut Twitter mit Blick auf die mutmaßlichen Hintermänner: "Seit Jahren waren sie geschützt und stellten sich nicht der Justiz. Das ist jetzt vorbei." In einem Interview 2017 bestritt der Ex-Präsident Vorwürfe, in den Mord verwickelt gewesen zu sein.

Am 16. November 1989 hatte eine Todesschwadron der salvadorianischen Streitkräfte im Morgengrauen das Gelände der Zentralamerikanischen Universität in San Salvador gestürmt, die unter der Trägerschaft des Jesuitenordens steht. Die Soldaten erschossen fünf spanische sowie einen einheimischen Jesuiten. Auch die Haushälterin und deren damals 15 Jahre alte Tochter wurden getötet, um keine Zeugen zurückzulassen. Die Geistlichen, vor allem Wortführer und Universitäts-Rektor Pater Ignacio Ellacuria, hatten die Menschenrechtsverletzungen des Militärregimes kritisiert.

Erst im Januar hatte die Justiz in El Salvador angekündigt, den Fall der vor 32 Jahren ermordeten sechs Jesuiten wieder aufzunehmen. Damit wiederum wurde eine gerichtliche Entscheidung vom September 2020 hinfällig, die den Fall abschließen sollte. Die damalige Entscheidung verletze fundamentale Rechte der Opfer, deren Familien und der Gesellschaft, heißt es in der Begründung für die Wiederaufnahme des Falles.

2021 bestätigte das ebenfalls involvierte Oberste Gericht in Spanien die Haftstrafe von 133 Jahren gegen den tatbeteiligten Ex-Militär Inocente Montano. Der ehemalige Oberst und Vize-Minister für öffentliche Sicherheit soll für die Bluttat mitverantwortlich gewesen sein.

Unterdessen ist ein mutmaßlich in das Massaker verwickelter Ex-Militär gestorben. Der ehemalige Oberst Francisco Elena Fuentes starb an den Folgen eines vor drei Monaten erlittenen Schlaganfalls, wie "La Prensa Grafica" im Januar unter Berufung auf dessen Anwalt berichtete. Laut Bericht der Wahrheitskommission von 1992 soll er zu jenen Militärs gehören, die den Befehl gaben, die Jesuiten zu töten und keine Zeugen zu hinterlassen.

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