• Martin Löwenstein SJ und Clemens Kascholke SJ mit der Aloisius-Statue von Künstler Edwin Hörner
  • M. Löwenstein SJ und C. Kascholke SJ (re.) mit Schulleiter Walter Odekerken (2.v.l.) und Mathias Molzberger (Stv.)
  • Rektor Martin Löwenstein SJ und Schulleiter Walter Odekerken
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Aloisiuskolleg: Abschied und Neuanfang in Tradition der Jesuiten

Das Kollegsfest am Aloisiuskolleg in Bonn-Bad Godesberg markierte in diesem Jahr nicht nur den nahenden Beginn der Sommerferien, sondern auch einen Abschied: Nach mehr als 120 Jahren ziehen sich die Jesuiten aus der Leitung des Aloisiuskollegs zurück. Damit trägt der Orden seinen geringer gewordenen personellen Möglichkeiten Rechnung. Mit Rektor Martin Löwenstein SJ und Clemens Kascholke SJ waren zuletzt noch zwei Jesuiten an der Schule tätig. 

"Im Laufe der Jahre ist die Verantwortung für Gebäude und Gelände, für Unterricht und Verwaltung immer stärker in die Hände mit uns arbeitender Frauen und Männer übergegangen", sagte Bernhard Bürgler SJ, Provinzial der Jesuiten in Zentraleuropa, bei seiner Ansprache auf dem Fest am 29. Juni. So ging die pädagogische Gesamtverantwortung 2018 auf Schulleiter Walter Odekerken über, die Geschäftsführung wurde 2020 dem Diplom-Betriebswirt Wolfgang Nettersheim übertragen. "In einem langen Prozess wurde alles vorbereitet, damit die Trägerschaft der Schule vom Jesuitenorden in die von uns nun neu gegründete ignatianische Schulstiftung überführt werden kann."

Die Schule bleibt im Netzwerk ignatianischer Schulen

Das Aloisiuskolleg bleibt der nach dem Ordensgründer Ignatius von Loyola benannten "Ignatianischen Pädagogik" in der Tradition der Jesuiten verpflichtet. Die Schule arbeitet im Netzwerk ignatianischer Schulen im deutschsprachigen Raum und weltweit mit, begleitet und unterstützt durch das Zentrum für ignatianische Pädagogik in Ludwigshafen (ZIP).

Der bisherige Rektor Martin Löwenstein SJ dankte allen, die die Aufgaben der Jesuiten schrittweise in den letzten Jahren übernommen haben: in der Kollegsseelsorge, in der Geschäftsführung, in der pädagogischen Verantwortung und an vielen anderen Stellen. "In den letzten Jahren haben wir entschlossen darauf hingearbeitet, dass diese Schule mit klarem Profil – ignatianische Pädagogik in Tradition der Jesuiten – fortgeführt wird, auch wenn die Jesuiten selbst nicht genügend Patres haben, um sich wie früher zu engagieren", sagte Pater Löwenstein. "Ich möchte die Gelegenheit nutzen, um den vielen zu danken, die an einem guten, transparenten Übergang mitgewirkt haben, um die wirtschaftliche Grundlage für den Haushalt der Schule zu legen, aber auch für die Fortführung der Investitionen, beispielsweise in den Ausbau des Turms, die Sportstätten und die Theaterwerkstatt. Mein Dank gilt dem Kollegium, den Schülerinnen und Schülern, den Eltern und unseren Alumni, die mich in den sieben Jahren als Rektor in Gesprächen und Briefen ermutigt und ganz konkret vor Ort unterstützt haben."

Alle Schulen im Netzwerk mit tragfähigem Präventions- und Interventionskonzept

Pater Bürgler ging in seiner Ansprache sowohl auf die Leistungen als auch auf die Verfehlungen der Vergangenheit ein: "Es gab Mitbrüder, die im Kolleg sehr fruchtbringend gearbeitet und gewirkt und dieses zu einem für viele Menschen wichtigen Ort haben werden lassen. Dafür bin ich sehr dankbar", so Pater Bürgler. "Es gab aber auch die Mitbrüder, die Kindern und Jugendlichen Gewalt angetan haben oder übergriffig waren. Damit haben sie Entwicklungswege und Lebensmöglichkeiten von jungen Menschen behindert und zerstört. Wir wissen das, wir benennen diese Gewalt uneingeschränkt ebenso wie das Versagen derer, die als Vorgesetzte hätten eingreifen müssen." Die Verantwortung als Jesuitenorden für das Leid, das Schülern und deren Familien von Mitbrüdern angetan wurde, bleibe bestehen. "Und wir bleiben auch als Ansprechpersonen für die Betroffenen. Zudem achten wir darauf, dass alle Schulen im Netzwerk der ignatianischen Pädagogik ein im Alltag tragfähiges Präventions- und Interventionskonzept haben, um den Gefährdungen wachsam begegnen zu können."

Für die Zukunft des Aloisiuskollegs, an dem zurzeit rund 780 Schülerinnen und Schüler lernen, zeigte sich Pater Bürgler optimistisch. "Ich bin zuversichtlich, dass das AKO auch in Zukunft – mit der neuen Trägerstruktur – ein Ort bleiben kann und wird, an dem „den Seelen geholfen wird“, an dem Schülerinnen und Schüler zu Persönlichkeiten wachsen können. Und darin ist und wird der Orden auch weiterhin eingebunden sein."

Die christlichen und religiösen Werte pflegen

Das Kollegsfest begann mit einem gemeinsamen Gottesdienst, den Pater Bürgler mit weiteren Jesuiten und zwei Priestern aus der Godesberger Kirchengemeinde zelebrierte. Danach war wie jedes Jahr Gelegenheit für Eltern, Familien und Ehemalige, Einblicke in das Schulleben zu bekommen und sich von den Schülerinnen und Schülern bewirten zu lassen. Seit 2021 findet das Fest an einem Samstag statt und endet mit einem Kölsch-Abend für die Alumni – dieses Jahr für alle Anhänger der Fußballnationalmannschaft in besonders ausgelassener Stimmung. Zum Abschied sprachen zwei Jugendliche im Namen der ganzen Schulgemeinschaft: Piny aus der 7. Klasse und David aus der 10. Klasse, der sagte: "Ich wünsche mir und unserer Schulgemeinschaft, dass wir auch nach dem Weggang der Jesuiten weiterhin die christlichen und religiösen Werte unserer Schule pflegen, die Weite des Denkens schulen, und dass wir lernen, dankbar auf unseren Bildungsweg zu schauen, der nicht selbstverständlich ist."

Bild 1: Fotos: SJ-Bild / Christian Ender und AKO

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